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Füllwörter – leere Hülsen oder Stilmittel?

Füllwörter

Die Verwendung von Füllwörtern bewirkt oftmals das Gegenteil des intendierten Effekts: Sätze blähen sich auf, Inhalte verwässern, und es muss mehr Lesezeit investiert werden. Die Botschaft des Textes versteckt sich hinter eigentlich, vielleicht oder auch relativ. Weshalb solche Einschübe dennoch zum Einsatz kommen und wir Ihnen dazu raten, Sie auf ein Minimum zu begrenzen, lesen Sie in diesem Beitrag.

Was genau sind Füllwörter?

Der Duden erklärt sie zu Wörtern mit begrenzter oder nicht vorhandener lexikalischer Bedeutung. Sie lassen sich ersatzlos aus einem Text streichen, denn als Einschübe füllen sie nur die Lücken zwischen aussagekräftigen Wörtern. Sie erkennen den Unterschied, wenn Sie sich bewusst machen, welche Wörter nicht entfernt werden können, ohne den Sinn eines Satzes zu verändern oder das Verstehen zu erschweren.

Welche Wörter sind Füllwörter?

Beispielhaft möchten wir Ihnen nun einige häufig verwendete Füllwörter nennen, damit Ihnen deutlicher wird, was wir hier thematisieren:

allenfalls, also, an und für sich, ein bisschen, einfach, etwas, fraglos, geradezu, halt, im Endeffekt, irgendwie, meines Erachtens, praktisch, quasi, regelrecht, wie gesagt, sozusagen, ziemlich.

In welchen Zusammenhängen und weshalb nutzen wir Füllwörter?

Füllwörter stellen Merkmale der gesprochenen Sprache dar: Mit ihrer Hilfe bringen wir zum Ausdruck, wie wir unsere Äußerung verstanden wissen wollen. Sie halten den Sprachfluss aufrecht und erlauben es uns, eine kurze Denkpause einzulegen, wenn wir um eine passende Formulierung ringen. Das klingt zunächst gut, doch unser Gegenüber interpretiert Dergleichen schnell als Zeichen der Unsicherheit.

Pro und kontra Füllwörter

Es gibt gewichtige Argumente für, aber auch gegen die Verwendung von Füllwörtern, die Sie bedenken sollten, wenn Sie sprachbewusst handeln möchten.

Pro

Kommentierend und modifizierend eingesetzt, können Füllwörter eine hervorhebende, emotional färbende und verdeutlichen Funktion erfüllen:

Ich mag dich.
Ich mag dich ein bisschen.

Das habe ich dir gerade mitgeteilt.
Das habe ich dir doch gerade schon mitgeteilt.

Gezielt verwendet, befördern sie den Lesefluss und vermeiden eine Ansammlung reiner Parataxe. Aussagen werden relativiert, erschienen weicher und erhöhen auf diese Weise die der äußernden Person entgegengebrachten Sympathie.

Das ist unumgänglich.
Nun ja, das ist leider unumgänglich.

In Kommentaren, in E-Mails und im privaten Austausch via Internet, kurz in einem informellen Kontext, haben Füllwörter somit durchaus ihre Berechtigung.

Kontra

Das ungefilterte Aufnehmen von Füllwörtern in einen Text ist problematisch. Als Worthülsen ziehen sie ihn künstlich in die Länge und erschweren das Lesen. Die Aufmerksamkeit der Lesenden wird abgelenkt, sodass die Kernbotschaft weniger ausdrücklich zu ihnen durchdringt. Zudem entsteht der Eindruck, die Autorin oder der Autor habe nichts mitzuteilen und versuche Ahnungslosigkeit hinter einem Schutzschild aus Wörtern zu verbergen.

Bedenken Sie in dem Zusammenhang auch: Welche Art der Formulierung lässt Sie Ihren Mitmenschen, insbesondere dem Kollegium und Kundinnen bzw. Kunden gegenüber kompetenter erscheinen? Betrachten Sie dazu das nachstehende Beispiel:

  1. Ich bin eigentlich der Meinung, dass dieser Weg vielleicht geeigneter ist.
  2. Ich bin der Meinung, dass dieser Weg geeigneter ist.
  3. Dieser Weg ist geeigneter.

Inhaltlich vermittelt Variante 3 das Gleiche wie Variante 1, beschränkt sich aber auf wenige Wörter und übermittelt lediglich die Kernbotschaft. Es kommen keinerlei Zweifel auf.
Wichtig ist zudem: Mit der Wortzahl steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Lesenden das Interesse verlieren. Hingegen fühlen sie sich im Falle eines auf das Wesentliche reduzierten Textes präzise informiert und verspüren den Erfolg eines Aha-Erlebnisses. Bringen Sie also Ihre Meinung selbstbewusst auf den Punkt.

Sind nun sämtliche Füllwörter konsequent zu vermeiden? Nein. Die folgenden Konstellationen veranschaulichen dies.

So vermeiden Sie zu viele Füllwörter

Damit im beruflichen Feld Ihre Souveränität zum Ausdruck kommt, sollten Sie Leerformeln  sparsam dosieren und ihren Einsatz bewusst abwägen.

So gehen Sie vor:

  • Schreiben Sie die Rohfassung und fokussieren Sie in dem Zusammenhang Inhalt und Aussage.
  • Streichen Sie anschließend Überflüssiges, das heißt, Begriffe, die nichts zum Inhalt oder zum Verständnis der intendierten Aussage beitragen.
  • Lesen Sie den veränderten Text. Ist der Sinn der gleiche? Ja? In dem Fall haben Sie den Rotstift genau richtig angesetzt. Ihr Text ist nun entschlackt und lesefreundlicher. Die Botschaft wird klarer transportiert.

Lieber Herr Werner, ist es Ihnen vielleicht möglich, den Inhalt ein bisschen kürzer gefasst wiederzugeben?

versus

Lieber Herr Werner, könnten Sie den Inhalt bitte kürzer gefasst wiedergeben?

Selbstverständlich gilt immer: Die Dosis macht das Gift. Wären Sie je nach Kontext ab, von welcher unnötigen Last Sie sich befreien können und wollen. Wir unterstützen Sie gerne.

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