Bloggen und wissenschaftliches Schreiben – Differenzen und Gemeinsamkeiten
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Blogtexte und im akademischen Kontext verfasste Schreibprodukte sind gänzlich unterschiedlich, lässt sich auf den ersten Blick annehmen. Dem ist nicht so. Zwar bestehen einige Abweichungen, jedoch sind ebenso Überschneidungen vorzufinden, die wir Ihnen heute nahebringen möchten. Das kann insbesondere jenen helfen, die wissenschaftliches Schreiben mit einer hohen Hürde assoziieren, Bloggen hingegen mit entspanntem Herunterschreiben von Gedanken.
Unterschiede
- Blogtexte stellen eine eigene Textsorte mit vielfältigen Zielgruppen dar. Sie bedienen ein breiteres Publikum als wissenschaftliche Texte, die wissenschaftlichen Standards und den jeweiligen Vorgaben der Institute folgen, um die Wissensgemeinschaft und die bewertenden Betreuenden zu adressieren.
- Es bestehen höhere Anforderungen an Verständlichkeit, Kürze und Leserfreundlichkeit als im Falle wissenschaftlicher Texte. Allerdings lassen sie mehr Freiheiten und öffnen den Schreibenden ein weites Feld dahingehend, ihre Fähigkeiten, Erkenntnisse oder Sichtweisen zu präsentieren, Eigenwerbung zu betreiben und mit der Leserschaft zu diskutieren.
- Wissenschaftliche Texte dienen dazu, ein Thema umfassend und wissenschaftlich fundiert aufzuarbeiten, wohingegen Blogtexte einen Teilaspekt eines Themas knapp, klar und laiengerecht präsentieren.
- Einem akademischen, wissenschaftlichen Ton und Stil und einer formalen Ausdrucksweise steht eine populäre, sehr leicht verständliche, persönliche Ansprache mit Nähe zur gesprochenen Sprache gegenüber.
- Wissenschaftliches Schreiben ist inhaltlich stark nutzenorientiert: Die Leserschaft erhält eine Lösung für ein Problem, neue Erkenntnisse oder Prognosen. Zweck ist es, Expertise sichtbar zu machen. Blogtexte bieten vielmehr Hilfeleistungen für interessierte Laien und Fachpublikum.
- Durch eine neutrale, sachliche, nüchterne und wertungsfreie Auseinandersetzung mit einem Thema wahren wissenschaftliche Texte Objektivität. Im Falle von Blogtexten ist Authentizität gefragt. Sie entsteht durch die Subjektivität der schreibenden Person. Auf Sachlichkeit und Kompetenz aufbauend darf ein Beitrag darum auch persönliche und wertende Aspekte aufweisen. Eigene Einschätzungen, Sichtweisen und Erfahrungswerten. regen die Leserschaft zum Reflektieren und Diskutieren an.
- Wissenschaftliche Texte folgen einer klassischen Struktur, die in der Regel aus Einleitung, theoretischem Hintergrund, Methodik, Ergebnissen und Fazit besteht. Demgegenüber thematisiert ein Blogtext das Wesentliche zuerst, preist das Thema unmittelbar zu Beginn an und weckt Interesse.
- Ein akademischer Text spricht die Leserschaft nicht direkt an. Auch die Ich-Form ist nur partiell erlaubt, zum Beispiel im Vorwort und im Rahmen von reflexiven Anteilen. In Blogtexten dürfen Lesende per Du oder per Sie adressiert werden. Die Ich-Form ist in Maßen frei einsetzbar, solange nicht der Eindruck der Ich-Bezogenheit entsteht.
- Wissenschaftliche Texte bedürfen Quellenangaben, einer genauen Zitation und einer Literaturliste. In Blogtexten sind seriöse Quellenangaben erwünscht, Belege dürfen auch aus dem nichtakademischen Kontext stammen.
Gemeinsamkeiten
- Die Verfassenden beweisen in beiden Textformen Fachkompetenz.
- Sie schreiben in klarer, präziser, gut verständlicher Sprache. Dabei wird auf komplizierte Schachtelsätze, Ausschmückungen und Füllwörter verzichtet.
- Fremdwörter und Anglizismen kommen maßvoll zum Einsatz.
- Wichtiges findet sich im Hauptsatz, und Zusätze sind im Nebensatz untergebracht.
- Sie berücksichtigen Etikette und einen guten Ton.
- Sie streben eine korrekte Rechtschreibung, Interpunktion und Grammatik an.
- Gendergerechtes Schreiben ist zunehmend selbstverständlich.
Welche Schreibweise liegt ihnen mehr? Berichten Sie uns gerne von Ihren Erfahrungen. Vielleicht haben Sie sogar noch einen Tipp für unseren Blog auf Lager. Wir freuen uns auf Ihr Feedback.