|

Schreibblockade – mögliche Realität oder Mythos?

Schreibblockade

Unzählige Internetbeiträge befassen sich mit dem Thema Schreibblockade. Uns stellt sich hier eine ganz grundlegende Frage: Gibt es so etwas wie eine Schreibblockade überhaupt?

Ausgangssituation

Wohl jede: Redakteurin und jeder Redakteur, jede Studentin und jeder Student, jede Schriftstellerin und jeder Schriftsteller kennt den Moment, in dem sie oder er vor einem weißen Blatt Papier oder wahlweise einem leeren Bildschirm sitzt und keine passende Formulierung sie oder ihn zu erleuchten vermag. Die Abgabefrist endet zeitnah, doch Wortwitz und Sprachgenie haben sich vorzeitig in den Winterschlaf verabschiedet. Allenfalls ein paar Stichpunkte gelingen. Gemeinhin wird dieser Zustand als Schreibblockade bezeichnet.

Schreibblockade oder …

Da sitzen wir nun also mit einem Thema im Kopf, aber ohne passende Worte und verständliche Sätze in der Feder. Wir könnten schreiben, wenn uns das Ergebnis gleichgültig wäre. Das ist es uns aber nicht, weil wir einen Ruf zu verlieren haben. Also starren wir auf Blatt und Monitor und verfluchen die Muse, die uns nicht küssen will.
Ist das tatsächlich eine Schreibblockade? Haben wir es hier nicht vielleicht eher mit genereller Einfallslosigkeit, akuter Unlust, ständiger Ablenkung oder übertriebenem Perfektionismus tun? Kann es sein, dass wir schreiben könnten, jedoch nicht wollen, weil wir das Ergebnis fürchten – zu umständlich formuliert, zu ungenau et cetera? Hier lohnt es sich, zu fragen: Na, und?
Wir wissen doch alle, dass der erste Wurf nie perfekt ist. Warum also nicht eine vollkommen verschrobene Version verschriften und auf diesem Scherbenhaufen aufbauen?

Wie schreiben, wenn das Schreiben nicht gelingt?

Sofern möglich, sollten Texte nicht erst kurz vor der Abgabe, sondern mit etwas Vorlauf verfasst werden. Je nach Tagesform entsteht umgehend ein Text, mit dem Sie zufrieden sind, oder nur eine erste Sammlung von Ansätzen. Trifft Letzteres zu, empfiehlt es sich, an einem anderen Tag fortzufahren, an dem Sie weniger einfallslos, unmotiviert, abgelenkt oder perfektionistisch sind.
Sofern keine knappe Deadline besteht, können folgende Mittel hilfreich sein:

  • Sollte Ihnen an einer bestimmten Stelle keine geeignete Formulierung in den Sinn kommen, können Sie versuchen, an einem späteren Punkt anzusetzen. Oftmals platzt auf diese Weise der Knoten.
    Gespräche mit imaginären Zuhörer*innen über das behandelte Thema, realisiert beispielsweise über eine Sprachaufnahme, ermöglichen es, nachzuvollziehen, ob etwas plausibel klingt.
  • Wenn der Anblick Ihres Ihnen allzu bekannten Schreibtischs Sie frustriert, versuchen Sie es mal mit einem Wechsel an einen anderen Ort. Schon kann die Ideenwelt viel freundlicher aussehen.
  • Legen Sie einfach los. Lassen Sie jegliche Satzmonster zu und verschriften Sie konsequent alles, was Ihnen in den Sinn kommt. Danach schließen Sie die Datei und legen eine Pause ein, bevor Sie sie erneut öffnen und den ersten Entwurf redigieren. Dies fällt oftmals leichter als das Schreiben.

Fazit

Eine Schreibblockade impliziert keine Unfähigkeit zu schreiben, sondern stellt einen Sammelbegriff für all das dar, das sich wie ein Schleier auf unsere Inspiration legen kann. Wir sollten dem keinen zu großen Stellenwert beimessen. Wie sagte Bonhoeffer einst? „Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.“

Ähnliche Beiträge