Gendern – ein Leitfaden zur Orientierung
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In vielen Texten ist das generische Maskulinum präsent. Das heißt, dass grundsätzlich die männliche Form eines Nomens oder Pronomens zur Beschreibung von Personen oder Personengruppen verwendet wird – ungeachtet des Geschlechts der Beschriebenen. Andere Geschlechter als inbegriffen auszugeben, empfiehlt sich nicht, zumal Ergebnisse einschlägiger Studien zeigen, dass nicht männliche Leser*innen sich keinesfalls mitgedacht fühlen. Somit sollten in das Verfassen von Texten Gedanken über gendersensible Sprache einfließen.
Das bedeutet jedoch auch, dass manchmal weniger mehr ist. Die folgenden Fragen helfen Ihnen, zu entscheiden, ob im konkreten Fall ein Gendern anzuraten ist.
Sind Ihnen die Geschlechter der beschriebenen oder angesprochenen Personen bekannt?
Das generische Maskulinum findet oftmals Anwendung, wenn eine aus Personen unbekannten Geschlechts bestehende Gruppe beschrieben wird. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass es entweder eine allgemeine Gruppe ist – beispielsweise die allgemeine Berufsgruppe der Handwerker – oder eine konkrete Gruppe der schreibenden Person (noch) nicht bekannt ist (Sarahs Kollegen werden auch zu der Feier kommen.).
Ist das Geschlecht der beschriebenen Personen nicht bekannt, sollte stets gegendert werden. Wenn Sie also nicht wissen, ob die Gruppe nichtbinäre Menschen, inter*-Menschen und Frauen umfasst, sollten Sie diese Varianten genauso selbstverständlich ansprechen wie das männliche Geschlecht.
Somit gilt für die soeben aufgeführten Beispiele Folgendes:
Handwerker*innen
Sarahs Kollegium wird auch zu der Feier kommen.
Das Risiko, dass generell alle Handwerker*innen männlich sind oder Sarah nur männliche Kollegen hat, lässt sich in diesem Kontext als nicht gegeben und vernachlässigbar erachten.
Abschließend lautet unsere Empfehlung: Ist Ihnen das Geschlecht unbekannt, verwenden Sie gendersensible Sprache.
Beschreiben Sie ausschließlich Personen männlichen Geschlechts?
Falls Ihnen das Geschlecht der von Ihnen beschriebenen oder erwähnten Personen bekannt ist, sollten Sie sich folgende weiterführende Frage stellen: Sind es ausschließlich Männer? Können Sie dies verneinen, sollten Sie hier ebenfalls eine gendersensible Formulierung anstreben. Schreiben Sie in der Tat nur über Männer, ist selbstverständlich die männliche Form zulässig:
Christian, Markus und Rolf sind Klassenkameraden.
Achtung! Manche zur Beschreibung von Menschen verwendete Nomen rufen oft die voreilige Assoziation hervor, es würden einzig Männer angesprochen. Das betrifft beispielsweise (typisch) männliche Eigenschaften, Räume und Bereiche, etwa den Beruf des Soldaten oder jenen des Dachdeckers, den Motorsport und Gewaltdelikte. Da es auch Soldatinnen gibt, nicht nur Männer schnelle Autos fahren und Sexualstraftaten zwar häufig mit Männern in Verbindung stehen, jedoch grundsätzlich auch andere Konstellationen auftreten, eignet sich die gegenderte Form in diesen Fällen besser, also beispielsweise (Sexualstraf-)Täter*innen.
Lassen sich die im Fokus stehenden Begriffe als geschlechtsspezifische Nomen deklarieren?
Bevor Sie entscheiden, ob und in welcher Form ein Gendern erfolgt, sollten Sie sicherstellen, dass der relevante Begriff ein geschlechtsspezifisches Nomen darstellt und kein geschlechtsneutrales. Wörter wie Mensch und Person werden nicht gegendert, sondern sprechen alle Geschlechter gleichermaßen an.
Im Stadion befanden sich viele Menschen.
Die anwesenden Personen nahmen Platz.
Oftmals erfordern gendersensible Beschreibungen keinen Doppelpunkt, kein Sternchen oder Ähnliches, sondern Sie können eine neutralisierte Version des Substantivs verwenden, wie wir es oben für den Fall der Kollegen praktiziert haben:
Kollegen – Kollegium.
Möchten Sie einen Text in leichter Sprache verfassen?
Treffen leichte Sprache und gendersensibles Schreiben aufeinander, gilt es abzuwägen: Wird eine hohe Zugänglichkeit oder das Einbeziehen möglichst vieler Geschlechter priorisiert?
Ein Text in leichter Sprache bringt mit sich, dass die Sätze kurz und die Begriffe sehr simpel gehalten sind. Die männliche Form liest sich hier zumeist am leichtesten. Sonderzeichen (etwa das Gendersternchen) sollten vermieden werden. Das betrifft auch neutralisierte Begriffe, die nicht selten schwer zu verstehen sind – Studenten versus Studierende.
Einen passablen Kompromiss bildet die binäre Form der Doppelnennung. Der Satz wird etwas länger, weist jedoch keine unnötig komplizierten Wörter oder Zeichen auf, die von Leseprogrammen möglicherweise nicht erkannt werden.
Lautet Ihre Antwort auf diese Frage also Ja, sollten Sie darüber nachdenken, ob es in Anbetracht der anvisierten Zielgruppe sinnvoll ist, ausnahmsweise auf das Gendern zu verzichten. Möglicherweise finden Sie einen Kompromiss, den Sie für sich selbst gut vertreten können.
Wir hoffen, Ihnen mit den Fragen etwas Orientierung geboten haben zu können. Wenden Sie sich gerne an uns, wenn Sie unsicher sind und Beratung benötigen.