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Die Kraft der Bildsprache – Emoticons, Emojis und Smileys

Smiley

Smileys, Emoticons und Emojis sind insbesondere in digital via Social-Media-Plattformen und Messenger-Diensten übermittelten Nachrichten präsent. Hier ist über die Jahre hinweg eine eigene Bildsprache entstanden, die Texte aufzulockern und teilweise vollständig zu ersetzen vermag. Die Merkmale, die Funktion und die Wirkung dieser Bildzeichen stehen hier im Fokus.

Emojis – eine neue Sprache?

Hieroglyphen und Höhlenwandmalereien belegen, dass der Mensch Bildzeichen seit jeher zur Verständigung nutzt. Mit den neuen, interaktiven Techniken und den sozialen Medien änderte sich die Kommunikation sowohl im privaten zwischenmenschlichen Bereich als auch im geschäftlichen Dialog. Kürze und Schnelligkeit bestimmen seither den schriftlichen Austausch über das Netz. Short Message Services (SMS) und Twitter-Mitteilungen beispielsweise waren ursprünglich auf 160 beziehungsweise 140 Zeichen begrenzt. Heute ist das Limit erweitert, nach wie vor aber knapp bemessen. Schon deshalb müssen über diese Kanäle verschickte Textnachrichten auf ihren Kern reduziert werden. Für verständnisfördernde Füllwörter bleibt da kein Platz. Glücklicherweise stehen mit Smileys, Emoticons und Emojis Zeichen zur Verfügung, die nonverbale Inhalte zu transportieren vermögen und damit das Verstehen einer Nachricht erleichtern.

Sind Smileys, Emoticons und Emoji dasselbe?

Die Geschichte des Emoticons hat ihren Ursprung in einem Missverständnis. Im Jahr 1982 entging Physikern der ironische Unterton einer Nachricht von Informatikern über eines ihrer Experimente. Scott E. Fahlman, Professor für Informatik, schlug daraufhin vor, schriftlich übermittelte Witze künftig mit der simplen Zeichenfolge 🙂 zu versehen. Sie lässt leicht ein menschliches Lächeln erkennen. Dem klassischen Smiley, das sich schnell verbreitete, folgten schließlich weitere Emoticons, die sich aus Satz- und Sonderzeichen, Zahlen und/oder Buchstaben zusammensetzen und an Komplexität gewannen.
Mittlerweile sind die auf Schriftzeichen basierenden, minimalistischen Emoticons durch digital weiterentwickelte bunte Bildchen – Emojis – abgelöst. Der aus dem Japanischen stammende Begriff bedeutet Bilderbuchstabe oder Bildschriftzeichen. In Funktion und Handhabung sind Emojis den Emoticons sehr ähnlich. Als Piktogramme bilden sie gegenständliche Objekte, beispielsweise Gebäude und Fahrzeuge, ab; als Ideogramme visualisieren sie Abstraktes wie Eigenschaften und Emotionen. Optisch sind sie hingegen unverändert nicht gedreht dargestellt, teilweise jedoch animiert. Im Jahr 2010 setzten sich die Emojis auch außerhalb Japans durch. Konkurrierende Mobilfunkanbieter und Social-Media-Plattformen tüfteln ständig an neuen Emoji-Sammlungen.

Funktionen und Wirkung

Schrift allein wird in der zwischenmenschlichen Kommunikation, vor allem die Zwischentöne betreffend, oft als unzureichend wahrgenommen. Schließlich fehlen para- und nonverbale Ausdrucksmittel wie Stimme, Mimik und Gestik, die in einem mündlichen Face-to-Face-Gespräch wichtige Informationen transportieren und Interpretationshilfen bereitstellen. Besonders deutlich zeigt sich dieser Mangel im privaten Schriftverkehr via E-Mail oder Instant Messaging. Hier treten Emojis am häufigsten auf. Die Bildschriftzeichen ersetzen die para- und nonverbale Kommunikation und arbeiten einem Text zu, indem sie:

  • Stimmungen und Gefühle ausdrücken und für eine persönlichere Note sorgen,
  • die Einstellung und die Intention der verfassenden Person sowie die Wahrhaftigkeit einer Aussage verdeutlichen,
  • Inhalte betonen oder relativieren,
  • Handlungsaufforderungen übermitteln und
  • Aussagen verkürzt auf den Punkt bringen.

Sowohl Textgesichter als auch Piktogramme können den Interpretationsspielraum eingrenzen, Mehrdeutigkeiten und folglich Missverständnisse reduzieren. Ein Daumen nach oben beispielsweise signalisiert eindeutig: Alles in Ordnung! Ein Tränen lachender Emoji kennzeichnet Witz, Sarkasmus und Ironie. Die Bildelemente lockern zudem einen (längeren) Text optisch auf. Somit setzen auch Unternehmen Emojis als Stilmittel in der Kundenkommunikation ein.

Ist der Einsatz über den privaten Rahmen hinaus angemessen?

Nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene verwenden die Bildschriftzeichen begeistert. Unternehmen, die Emojis in Social-Media-Posts oder Newsletter einbinden, können also grundsätzlich davon ausgehen, dass sie ihre Zielgruppe erreichen. Doch gilt das wirklich in jedem Fall?
Nicht ganz. Ihre Antworten auf die folgenden Fragen erleichtern es Ihnen, eine sinnvolle, zielführende Entscheidung zu treffen:

  • Passen Emojis zu Unternehmen, Marke und Produkt?
  • Wie möchten Sie wahrgenommen werden? Legen Sie Wert auf eine seriöse, distanzierte Professionalität oder ist Ihnen der lockere, persönliche Umgang wichtiger?
  • Wen wollen Sie ansprechen? Wie reagiert Ihre Zielgruppe auf Emojis? Benutzt sie diese möglicherweise selbst?
  • Auf welcher Plattform veröffentlichen Sie Ihre Postings?
  • Könnten die eingesetzten Emojis falsch verstanden werden und Kommunikationsstörungen begünstigen?

Passen sie thematisch zum Kontext, erzielen Emojis viele positive Effekte: Ein ganz bestimmtes, von Ihnen entworfenes Pferde-Piktogramm als Ergänzung zu Ihren Reit-Angeboten beispielweise kann den Wiedererkennungswert Ihrer Marke erhöhen. Im direkten Dialog mit Ihren Kund:innen wirken Sie als Unternehmer nahbarer und damit zumeist sympathischer.

Das richtige Maß finden

In Anbetracht all der Vorteile nutzen zahlreiche Unternehmen den Trend für sich. Allerdings besteht in einigen Fällen die Gefahr des Übermaßes. Zu viele Emojis lenken vom Inhalt der Nachricht ab. Um das Ziel nicht zu verfehlen und die Lesenden nicht zu überfordern, ist ein gezielter Einsatz zur Vermittlung fachlicher Informationen empfehlenswert.

Fazit

Emojis unterstützen die Kommunikation, insbesondere, wenn unser Wortschatz an seine Grenzen stößt. Sie transportieren schwer formulierbare Emotionen, ersetzen Mimik und Gestik, verkürzen Aussagen und erleichtern das Verstehen einer Botschaft – sofern sie in der ihnen zugeschriebenen Bedeutung eingesetzt werden und diese allen Involvierten bekannt ist. Positiv konnotierte Emojis werden am häufigsten genutzt und können die Wahrnehmung der Nutzenden nach oben korrigieren. Diesen Effekt machen sich Unternehmen ganz bewusst zunutze. Interaktionsrate, Wiedererkennungswert und Sympathiegrad können von der Verwendung dieser Bildzeichen profitieren. Zugleich ist sorgsam mit ihnen umzugehen, denn die Kommunikation kann im Falle eines unbedachten Einsatzes schnell einen unseriösen Eindruck erzeugen. Schon Samuel Johnson wusste: „Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken“. Achten Sie also darauf, dass es tatsächlich Ihre Gedanken sind, die Sie mit Bildzeichen transportieren, und sie nicht nur zur Anwendung kommen, um einen Trend zu bedienen.

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